Bisher wurden von diversen Neugründungen viele E-Autos als Prototypen, teils als 3D-Animationen oder als Mock-up vorgestellt und sind nach zahlreichen Schauauftritten wieder verglüht. Nun will ein neuer chinesischer Autohersteller mit chinesische Investoren und einem Kernteam aus ehemaligen BMW-Managern und Entwicklern von BMW, Apple, Tesla u.a. in Konkurrenz zu den großen Konzernen antreten.
Auf der Elektronik-Messe CES in Las Vegas 2018 wurde der Prototyp der Marke Byton Concept „Bytes on Wheels“ präsentiert. Aufgrund der verfügbaren Materialien habe ich mir einige Gedanken zum E-Auto gemacht.
Bildschirme des Byton
Das sichtbare zentrale Element des Designs ist ein Bildschirm in der Länge von 1,25 Meter breit, der sich über das ganze Armaturenbrett hinzieht. Knöpfe, Tasten, Schalter und Regler jeder Art sind nicht sichtbar. Hinzu kommt ein Touch-Pad im Lenkrad, darunter liegt der Airbag. Der Bildschirm zeigt alle heute bekannten Informationen, die in einem digitalen Cockpit vorhanden sind an und vermutlich noch Unbekanntes. Brauche ich wirklich eine Gestensteuerung und Amazon Alexa für die Sprachbedienung, die alle Daten auf einen Amazon-Server übermittelt und mich an meine Käufe und Interessen bei Amazon erinnert?
Überblick über Details des Byton SUV
© Videoquelle YouTube und Urheberrecht: Bjørn Nyland
Autonomes Fahren
Der Byton soll anfänglich mit Level 3 der autonomen Fahrfunktionen bestellt werden können. Er soll auf der Autobahn bis Tempo 60 Gas geben, lenken und bremsen können. Die Technik soll für das Level 4 an Bord sein. Ob bis dahin in unserem Land die entsprechenden Gesetze und Verordnungen verabschiedet wurden?
© Videoquelle YouTube und Urheberrecht: BYTON / Autonotizen.de
Form und Stil der Karosserie des Byton
Herkömmliche Außenspiegel fehlen und sind durch Kameras ersetzt. Die Fensterflächen der Karosserie sind recht klein und die Sicht nach Hinten dürfte miserabel ausfallen. Schon heute benötigen wir für diese modernen Design-Desaster alle möglichen Assistenten und elektronische Helferlein. Von der Seite sieht die Karosserie des Byton gefälliger aus als von vorn. Wozu benötige ich im Auto drehbare Sitze? Die 22 Zoll Felgen nehmen viel Platz in den Radhäusern ein und verringern damit die nutzbare Innenfläche.
Der SUV misst 4,85 Meter. Auf der gleichen Plattform soll eine Limousine und ein Van entstehen. Ob die riesige SUV-Karosserie für den innerstädtischen Verkehr geeignet ist, wage ich zu bezweifeln, denn die deutschen Normgaragen und Parkplätze gehen immer noch von einer Grundfläche von 5 x 2,5 Meter aus.
Elektroantrieb des Byton
Der Byton SUV sollen eine Fahrstrecke von 400 bis 500 Kilometer mit vollem Lithium-Ionen-Akkus zurück legen können. Hier gibt es also nichts Neues. Die Elektromotoren an der Hinterachse sollen 200 kW mit 400 Newtonmetern Drehmoment leisten oder mit Allradantrieb 350 kW und 710 Newtonmeter. Benötigt das ein Fahrzeug wirklich, der in verkehrsberuhigten Zonen 30 km/h und in Frankreich nur 80 km/h auf Landstraßen fahren darf?
Fahreigenschaften des Byton
Ich habe zu dem Thema bisher keine Angaben gefunden. Offensichtlich waren Probefahrten wegen starker Regenfälle und Stromausfälle in Las Vegas nicht möglich oder zugelassen.
Vernetzung des Byton
Ausgelegt werden soll die Vernetzung des E-Autos auf das Mobilfunknetz 5G und die „Car to Car“ Kommunikation. Noch heute haben wir kein flächendeckendes funktionierendes Internet in Deutschland. Wie soll ich da über die Identifikation mittels Face-ID in das Auto ohne Türgriffe bei Ausfall des mobilen Internets kommen? Auch bei Apples iPhone X gibt es da Probleme in der Software! Alle gesammelten Daten über Alles, was die Insassen tun, sendet es an diverse Empfänger zu unserer Überwachung beim Staat, Heersteller und unseres Handels und Tuns.
Das Smartphone soll überflüssig sein, denn alle dessen Funktionen, einschließlich aller notwendiger Profile des Fahrers, sollen in einer externen Cloud gespeichert werden. Die notwendige Übertragung der Software und deren Updates sollen wie bei Tesla „over the air“ stattfinden. Das ist grundsätzlich gut und spart einen Aufenthalt in der Werkstatt.
Serienproduktion des Byton
Das Fahrzeug soll zuerst in China 2019 (?), dann in den USA und Europa 2020 (?) auf den Markt kommen. Eine komplett neue Fabrik in China ist im Bau. Warten wir es ab, wie schnell die Massenproduktion anläuft!
Mein Fazit zum Konzept Byton
Man hat sich viele Gedanken gemacht und neue Ideen umgesetzt. Wieder einmal haben wir viel Marketing gehört und werden sehen, was die Zukunft wirklich bringen wird und in welchen Produktionszahlen. Die größte Schwierigkeit ist es, eine funktionierende Massenfertigung zu etablieren. Wo sind dann die fachkundigen Mechaniker und mit allen Ersatzteilen bestückten Servicecenter? Service- und Werkstätten müssen zum Marktstart des Byton geschaffen werden. Dazu wurde bisher kein Konzept vorgestellt.
Sicherlich ist die Vernetzung, elektronische Anzeigen Laser-, Radar- und Kamerasysteme heute noch ungewohnt, aber sie werden sich zukünftig im Automobilbau durchsetzen.
Blenden wir zurück in die 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Als die ersten japanischen Fahrzeuge auf den deutschen Markt kamen gab es jahrelang Reaktionen: Ich fahre doch keine Reisschüssel. Heute gehören „Reisschüssels“ aus Korea und Japan, überwiegend in Europa gefertigt, auf unseren Straßen zur Normalität und sind von hervorragender Qualität und haben teilweise fünf oder gar sieben Jahre eine Werksgarantie. Auch die Autoproduktion in China wird sicherlich bald die Qualität erreichen, wie sie in Westeuropa verlangt wird.
Ergänzung vom 06.02.2018: Byton wird bei der Entwicklung autonomer Fahrhilfen mit dem kalifornischen Technologieunternehmen Aurora zusammenarbeiten. Ziel ist es, autonomes Fahren der Stufen 4 und letztendlich auch 5 zu ermöglichen.